Energiewende in Bürgerhand: Bürgerenergiegenossenschaft

Info-Veranstaltung: Energiewende in Bürgerhand – Bürgerenergiegenossenschaft

 

Die Samtgemeine in Form von SG Bürgermeister Bernd Bormann sowie Klimaschutzmanager Frank Marquardt hatten eingeladen, um gemeinsam das Thema „Energie in Bürgerhand“ in der Kommune zu diskutieren. Und so waren knapp 90 Interessierte gekommen, um sich an diesem Abend lebhaft zum Thema Bürgerenergiegenossenschaft auszutauschen.
Hintergund dazu ist, dass die große Herausforderung Energiewende in den nächsten Jahren vor allem im ländlichen Raum durch den massiven Ausbau an Wind- und Solarkraft stattfinden wird. Um einen Ausverkauf von Flächen und Energieerträgen an externe Investoren zu vermeiden, können Bürgerinnen und Bürger zum Beispiel durch die Gründung einer Bürgerenergiegenossenschaft (BEG) mit der finanziellen Einlage von Vielen dazu beitragen, dass Wertschöpfung und Energieherstellung auf lokalen Wurzeln wachsen und damit in der Samtgemeinde verbleibt.

Denn Anfang machte Samtgemeindebürgermeister Bernd Bormann, der in seiner Begrüßung nochmals die Wichtigkeit des Themas hervorhob und sich über die gute Zahl an Interessierten freute.

Wie man so eine BEG gründet und was dabei zu beachten ist, wurde anschließend von Ulli Mitterer vom Genossenschaftsverband Weser-Ems vorgetragen. Der Experte zeigte dabei auf, welche Vorteile aber auch Fallstricke es zu beachten gilt, um eine erfolgreiche Gründung durchzuführen. Neben der Rendite für die Anteilseigner profitiere auch die Gemeinde, weil die Gewerbesteuer im Ort verbleibe und nicht am Standort des Projektierers umgesetzt wird.

Einen Schritt weiter ist bereits die BEG Harpstedt, welche sich in 2021 formiert hat. Ihr Vorsitzender Cord Remke berichtete über das erste Großprojekt, eine knapp 100 kWp PV-Anlage auf dem Dach des Freibads in Harpstedt, welches bereits jetzt auf soliden finanziellen Füßen stehe und man sich über eine Dividenden an die Mitglieder in 2024 Gedanken machen könne. Klar wird dabei auch der Vorteil für die Samtgemeinde Harpstedt: sie brauchte keine eigenen Investitionen vornehmen, die Umsetzung wurde von der BEG durch ehrenamtliche Arbeit übernommen und hat nun dazu noch einen vernünftigen und kalkulierbaren Strompreis, der um einen Cent günstiger ist als wenn man diesen am Markt einkauft.
Remke wusste aber auch von ersten Stolpersteinen zu berichten. Es sei gar nicht so einfach weitere Projekte umzusetzen, denn „oftmals sind Dächer nicht für die langfristige Umsetzung einer PV-Anlage (mindestens 20 Jahre) geeignet“, so Remke. Die Nachfrage an interessierten Bürger*Innen ist in der Samtgemeinde Harpstedt jedenfalls groß. So groß, dass man als nächstes die Beteiligung an einem Windpark (Kauf eines Windrads für knapp 6 Millionen Euro) plane. Knapp 700.000 Euro habe man bereits zusammen, ein Kredit für die Gesamtfinanzierung denkbar.

Als dann das lokale Team Bürgerenergie aus Martfeld in Person von Michael Krzikalla vor das Publikum trat, wurde es spannend im Forum des Schulzentrums. „Wir sind startklar“ verkündete Krzikalla. Alle nötigen Papiere wie Geschäftsplan und Satzung seien von der dreizehnköpfigen Gruppe ausgearbeitet worden, so dass man den 13. Dezember als Gründungstermin anstrebe. Dem Team gehe es neben der wirtschaftlichen Chance für die Samtgemeinde auch um soziale und ökologische Inhalte, kurz gesagt den Lebensraum lebenswert zu erhalten für Flora und Fauna als auch Mensch. Dafür suche man noch Mitstreiter, sei es für inhaltliche Arbeit aber auch um möglichst viel Geld zusammen zu bekommen. „Als Perspektive sehen wir dabei eine Rendite von fünf Prozent“, sagte Krzikalla, „wir schauen zunächst nach privaten oder öffentlichen Dachanlagen, um möglichst schnell in die Umsetzung zu kommen“.

In der abschließenden Diskussionsrunde mit dem Publikum wurde deutlich, dass das Thema alle Anwesenden sichtlich bewegte. Es wurden zahlreiche Fragen aber auch Wünsche an die Referenten (natürlich besonders an das Team aus Martfeld) geäußert. Ein Punkt, der intensiv diskutiert wurde, war die zukünftige Namensgebung der BEG. Um eine bestmögliche und vor allem mitgliedsstarke BEG zusammen zu bekommen, sind Menschen aus allen Gemeinden nötig. Das Team aus Martfeld denke daher nochmals über eine Namensgebung nach, die eine übergreifende Identifikation möglich mache.

Bürgermeister Bormann und Klimaschutzmanager Frank Marquardt, der die Moderation der Veranstaltung übernahm, dankte dem Team Martfeld abschließend sehr für das Bürgerengagement der Martfelder Gruppe. Die Samtgemeinde würde laut Bormann sehr gerne eigene Dachflächen für eine Umsetzung zur Verfügung stellen.

Klimaschutzmanager Marquardt gab allen Anwesenden zum Abschluss der Veranstaltung noch mit auf den Weg, dass am 21. November an gleicher Stelle das neue Klimaschutzkonzept der Samtgemeinde öffentlich vorgestellt werde. Beginn sei um 19 Uhr, man hoffe auf viele interessierte Menschen aus der Samtgemeinde.

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