Am Dienstag, dem 14. November begann – was den Klimaschutz anbelangt – in der Samtgemeinde Bruchhausen-Vilsen eine neue Zeitrechnung. An diesem Tag wurde das Klimaschutzkonzept vom Samtgemeinderat beschlossen. Das Ergebnis inklusive des Top-17-Maßnahmenkataloges wurde nun, eine Woche später, der Öffentlichkeit vorgestellt.
Die knapp 100 Anwesenden wurden dabei zunächst vom Samtgemeindebürgermeister Bernd Bormann herzlich begrüßt. Mit den Worten „Jetzt geht es eigentlich erst richtig los!“ unterstrich er, dass ein Konzept nur der Startschuss sein kann, um jetzt mit den ausgewählten Maßnahmen das Ziel – die Reduzierung von CO2 – anzugehen.
Während der rund zwei Stunden dauernden Veranstaltung wurden dann nochmals die Ergebnisse und Inhalte des Konzeptes vorgestellt, die Bürger*innen hatten dabei die Gelegenheit, sich zu informieren aber auch ihre Fragen an Vertreter der Verwaltung und Politik zu stellen.
Wo wird das meiste CO2 in der Samtgemeinde ausgestoßen?
Silke Strüber von der beks Energieeffizienz stellt nochmals die Ergebnisse der THG-Bilanz vor und verdeutlichte, dass derzeit mit zusammen knapp 72 Prozent der Gesamtemissionen der Verkehr und die privaten Haushalte die größten Emittenten seien. Das angewandte (vorgeschriebene) BISKO-Verfahren berücksichtigt dabei nicht die Felder Landwirtschaft, Konsum und Ernährung. Addiert man alle Emissionen, so liegt der Pro-Kopf-Ausstoß für jeden Einwohner der Samtgemeinde bei knapp 14 Tonnen CO2/Jahr, was damit über dem Bundesdurchschnitt liegt, aber auch typisch für eine ländliche Kommune mit seinen großen Wegdistanzen, dem geringen Anteil an ÖPNV und vereinzelten Häusern ist.
Eine der größten Aufgaben ist zukünftig die Transformation in der Wärmeerzeugung, also weg von den fossilen Brennstoffen und hin zur erneuerbaren Wärmequelle wie Wärmepumpe und Nahwärmenetz. Derzeit laufen ca. 86 Prozent aller Heizungen in der Samtgemeinde mit Gas oder Strom. Damit sich dieses ändert, müssen Erneuerbare Energien in Form von Wärme in den nächsten Jahren deutlich ausgebaut werden.
Was jetzt getan werden muss
Folglich liegt ein Fokus des Maßnahmenkatalogs genau auf den beiden Handlungsfeldern Verkehr und private Haushalte. Neben Informationskampagnen zur energetischen Sanierung von Gebäuden geht es darin auch um die Notwendigkeit, den motorisierten Individualverkehr zu verringern. Bis 2045 will die Samtgemeinde Bruchhausen-Vilsen insgesamt klimaneutral sein. Dafür sollen zunächst die 17 Handlungsvorgaben aus den Sektoren Kommunen, Verkehr, Energieversorgung, private Haushalte, Naturschutz und Landwirtschaft sowie Information, Ernährung und Konsum umgesetzt werden.
Podiumsdiskussion beleuchtet einzelne Maßnahmen
In der abschließenden Podiumsdiskussion, bei der Frank Marquardt, Ulf Schmidt (Grüne), Hauke Sanders (UWG), Heinrich Klimisch (CDU), Bernd Bormann und Jens Grimpe (SPD) Rede und Antwort standen, ging es natürlich um die Frage der weiteren Umsetzungen. Das Konzept ist fertig, was passiert jetzt?
Dabei erklärte Klimaschutzmanager Frank Marquardt, das er als (Klimaschutz-)Experte nun die Aufgabe habe, geeignete Maßnahmen aus dem Konzept gegenüber der Verwaltungsspitze auszuarbeiten und vorzuschlagen. Entschieden wir es dann letztlich von der Politik in Form des Samtgemeinderates. Dass die Gesamtaufgabe keine leichte sein wird, ist nicht erst seit dem Wegfall der 60 Milliarden-Klimatopfs der Bundesregierung klar. „Ob wir Vorschläge umsetzen können, hängt von Geld- und Personalmöglichkeiten ab. Es mangelt vor allem an Geld von oben“, sagte Samtgemeindebürgermeister Bernd Bormann mit Hinblick auf Landes- und Bundesebene.
Wichtig wird zukünftig auch das Thema Klimaschutz-Bildung in der Samtgemeinde sein. Für Kitas und Schulen sind Umsetzungen geplant, um die nächste Generation mit dem so wichtigen Thema Klimawandel vertraut zu machen.
Aus dem Publikum kamen zahlreiche Wortmeldungen, durchaus auch kritisch. Skepsis herrscht vor allem bei dem Thema Altbausanierung, denn woher sollen alle das Geld kommen, um das Eigenheim zu modernisieren? Neben geeigneten Förderprogrammen die zur Finanzierung nötig sind, gab es von mehreren Besuchern den Vorschlag, einen Tag des Klimaschutzes mit Best-Practice-Beispielen durchzuführen. Auf Deutsch bedeutet dies, dass Menschen aus unserer Samtgemeinde der Öffentlichkeit ihr energetisch optimiertes Haus oder ihr alternatives Fahrzeug vorstellen, um möglichst viele zum Nachahmen zu motivieren.
Aufruf zum Mitmachen und weitersagen
Verwaltung und Politik waren sich einig, dass das Klimaschutzkonzept nur der erste Schritt sei kann in Richtung Klimaneutralität und dass es ein Zusammenwirken aller Akteure bedarf, auch der Bürger*innen. Samtgemeindebürgermeister Bernd Bormann forderte dementsprechend dazu auf, möglichst vielen Menschen vom Klimaschutzkonzept zu erzählen und sich zukünftig aktiv zu beteiligen.